Asiatische Hornisse bedroht Vorarlbergs Bienen: Imker-Präsident Gerhard Mohr im Interview
Shownotes
Gerhard Mohr, Präsident des Vorarlberger Imkerverbandes, warnt vor der Ankunft der asiatischen Hornisse in Vorarlberg. Im Interview mit „Vorarlberg im Fokus“ erklärte Mohr, dass die invasive Art bereits in Konstanz und Salzburg gesichtet wurde. „Die sogenannte asiatische Hornisse, Vespa velutina, steht eigentlich vor den Toren Vorarlbergs. Sie wurde in Konstanz gesichtet. In Salzburg gab es den ersten bestätigten Fall in Österreich. In Süddeutschland, Baden-Württemberg, gibt es bereits sehr viele Fälle. Diese asiatische Hornisse wird auch zu uns kommen, wahrscheinlich noch dieses oder nächstes Jahr.“
Große Bedrohung für Honig- und Wildbienen
Die asiatische Hornisse stellt eine erhebliche Gefahr für die heimische Bienenpopulation dar. „Grundsätzlich ist die asiatische Hornisse für Honigbienen, aber auch für Wildbienen ein Problem, weil sie sehr viele Bienen jagt und frisst, um ihre Brut zu versorgen,“ erläutert Mohr. Diese Art der Hornisse jagt aktiv Bienen und kann daher erheblichen Schaden anrichten.
Vorbereitung und Monitoring
Der Vorarlberger Imkerverband bereitet sich intensiv auf die Ankunft der asiatischen Hornisse vor. „Bei uns geht es vor allem um das Monitoring, damit wir die asiatische Hornisse erkennen, wenn sie zu uns kommt. Dann hat die Naturschutzbehörde den Auftrag, zumindest zu versuchen, die Hornisse am Anfang auszurotten. Ansonsten sollen die Bestände zumindest so dezimiert werden, dass sie keinen zu großen Schaden in der Insektenwelt anrichten,“ erklärt Mohr weiter.
Erste Sichtung in Salzburg
Am 9. April wurde in der Stadt Salzburg erstmals eine asiatische Hornisse (Vespa velutina) gesichtet, gefangen und bestätigt. Diese Hornisse jagt und ernährt sich vor allem von Honigbienen und stellt somit eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Imkerei dar.
Die asiatische Hornisse wurde aus Südostasien im Jahr 2004 nach Frankreich eingeschleppt und breitet sich seither unaufhaltsam in Europa aus. Während sie derzeit noch vor allem eine Gefahr für die Imkerei darstellt, wird sie in Zukunft auch andere Bereiche wie Landwirtschaft, Artenvielfalt und Gesellschaft vor neue Herausforderungen stellen.
Erhöhte Aufmerksamkeit gefordert
Der Vorarlberger Imkerverband ruft alle Imkerinnen und Imker zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. „Beobachten Sie in den kommenden Wochen bei Ihren regulären Bienenstandbesuchen den Bienenflug vor den Völkern etwa 20 Minuten lang – dieser Zeitraum sollte ausreichen, um ein eventuelles Auftreten der asiatischen Hornisse zu erkennen. Bei Verdacht dokumentieren Sie bitte die Situation (Foto, Film) und melden Sie den Verdacht bei der Meldeplattform www.velutinamelden.at,“ empfiehlt der Verband.
Zentrale Meldeplattform
Zur zentralen Erfassung und Weiterleitung von Sichtungen hat „Biene Österreich“ eine Meldeplattform eingerichtet. Diese soll helfen, Sichtungen von Einzeltieren sowie Nestern zu dokumentieren und an die jeweiligen Bundesländer weiterzuleiten, die für die Bekämpfung zuständig sind.
Unterstützung durch Maschinenring
Da sich die Nester meist sehr hoch oben in den Baumkronen befinden und oft schwer zu sichten sind, bieten die Maschinenring-Service-Teams aus dem Bereich Baummanagement und Baumpflege ihre Unterstützung an. Die Kosten für die Entfernung der Nester sollen von den einzelnen Bundesländern übernommen werden.
Unterschied zur heimischen Hornisse
Die asiatische Hornisse stammt aus Zentral- und Ostasien und unterscheidet sich durch ihre markanten gelben Füße und den schwarzen Körper leicht von der heimischen Hornisse. „Die asiatische Hornisse ist etwas kleiner als unsere heimische Hornisse. Darüber hinaus ist die asiatische Hornisse aggressiver. Ihr Stich kann für Menschen gefährlich sein,“ erläutert Kerstin Seitz, Bienenexpertin der Landwirtschaftskammer Österreich.
Der Vorarlberger Imkerverband wird die Situation weiterhin genau beobachten und die Imkerinnen und Imker regelmäßig informieren, um eine möglichst effektive Bekämpfung der asiatischen Hornisse zu gewährleisten.
Transkript anzeigen
Recht herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von "Vorarlberg im Fokus". Heute bei uns im Fokus: das Thema Imkern und Bienen. Ich freue mich sehr, dass ich den Präsidenten des Vorarlberger Imkerverbandes, Gerhard Mohr, begrüßen darf. Vielen Dank für den Besuch.
Gerne.
Herr Mohr, wenn ich Sie zuerst fragen darf, wie sind Sie eigentlich zur Imkerei gekommen?
Ich bin vor allem durch meinen Großvater zur Imkerei gekommen. Er hatte eine Landwirtschaft mit allen möglichen Tieren, darunter auch Bienen. Irgendwann haben mich diese Wesen fasziniert, und ich habe sie beobachtet. Mein Großvater war froh, als ich Interesse zeigte, mich um die Bienen zu kümmern.
Wie viele Bienenstöcke haben Sie persönlich?
Ich selbst habe jetzt 50 Bienenstöcke. Angefangen habe ich mit zwei, drei, vier, fünf Bienenvölkern, aber seit Jahrzehnten habe ich mehr Bienenvölker.
Wie sieht ein typischer Tag eines Imkers aus?
Mein typischer Tag ist mit Arbeit verbunden. Ich bin kein Erwerbsimker, aber wenn ich zu den Bienen gehe, beobachte ich zuerst das Flugloch: Wie geht es ihnen? Bringen sie Pollen? Holen sie Wasser? Fliegen sie stark oder weniger stark? Nur wenn es notwendig ist, schaue ich in die Bienenvölker hinein.
Hat sich während der Pandemie der Trend verstärkt, dass sich mehr Menschen für die Imkerei und Bienen interessieren?
Ja, schon Jahre vor der Pandemie, seit man vom Bienensterben redet, ist das Interesse an Bienen und ihrer Haltung gestiegen. Die Zahl der Imkerinnen und Imker nimmt leicht zu.
Kann man Bienen in Vorarlberg überall gleich halten?
Grundsätzlich kann man Bienen überall halten, aber es kommt auf die Umwelt an. Man muss die Bienen in schwierigen Umweltsituationen unterstützen. In allen Tälern, sogar im Gebirge, kann man Bienen halten. Im Gebirge ist es manchmal sogar leichter.
Wie wirkt sich der Klimawandel aus? Im Februar hatten wir T-Shirt-Wetter, jetzt ist es wieder kalt. Wie herausfordernd ist das für Sie als Imker und für die Bienen?
Es ist herausfordernd. Bienen müssen sich anpassen, wie wir auch. Der milde Winter lässt sie früh mit dem Brutgeschäft beginnen, und Kälterückschläge treffen sie dann umso härter. Man muss darauf achten, dass die Futterreserven nicht ausgehen und sie unterstützen, dass sie gut durch die Zeit kommen.
Werden die meisten Bienenstöcke in klassischen Holzkisten gehalten?
Ja, meist sind es Holzkisten, die wir Bienenbeuten nennen. Man kann auch warmhaltige Schiede verwenden, damit die Bienen ihren Wärmehaushalt einfacher regulieren können. Bienen haben viele Mechanismen, um selbst den Wärmehaushalt zu regulieren.
Gibt es auch andere Formen von Bienenbeuten?
Es gibt viele Alternativen. Das Einfachste sind Kisten mit beweglichen Räumen, damit der Wabenbau nicht zerstört werden muss. Früher, in hohlen Bäumen oder Strohkästen, waren die Eingriffe größer. Heutzutage versuchen wir, die Bienen schonender zu behandeln.
Wie gehen die Bienen mit Temperaturschwankungen um? Werden Bienenstöcke beheizt?
Die Bienen beheizen sich selbst. Sie halten die Bruttemperatur bei etwa 34,5 Grad durch Muskelzittern, ähnlich wie wir Menschen. Sie verbrauchen dabei mehr Nahrung.
Wie ist ein Bienenvolk aufgebaut? Welche Hierarchien gibt es?
Ein Bienenvolk besteht aus der Königin, den Drohnen (Männchen) und vielen Arbeiterinnen. Es gibt verschiedene Aufgaben: Putzen, Heizen, Brutpflege, Nektar- und Polleneinlagerung, Wächterdienst, Wabenbau und mehr. Diese Aufgaben sind wie verschiedene Organe in einem Körper.
Was ist Wachsschwitzen und wie funktioniert es?
Bienen produzieren Wachs mit speziellen Drüsen. Dazu benötigen sie viel Nahrung: fünf Kilo Honig ergeben etwa ein Kilo Wachs. Wenn Bienenvölker wachsen, müssen sie Waben bauen und Wachs schwitzen.
Bauen die Bienen alles selbst oder wird von Imkerseite unterstützt?
Die Bienen bauen grundsätzlich selbst, aber wir geben ihnen Rahmen, damit wir die Waben bewegen können.
Wie lange lebt eine Königin und was ist ihre Hauptaufgabe?
Eine Königin kann bis zu fünf, sechs Jahre alt werden. Ihre Hauptaufgabe ist das Eierlegen: im Sommer legt sie täglich bis zu 2500 Eier, im Winter gar keine. Meist erneuern die Bienen die Königin nach etwa drei Jahren oder die Königin zieht mit einem Schwarm aus.
Wie groß kann ein Volk werden?
Ein starkes Volk kann im Sommer bis zu 50.000 Bienen haben. Wenn es größer wird, teilt es sich durch Schwärmen.
Darf man herrenlose Schwärme einfangen?
Ja, vom Gesetz her darf man herrenlose Schwärme einfangen. Der ursprüngliche Imker hat jedoch das Recht, seinen Schwarm zu verfolgen und zurückzuholen.
Welche Bienenarten gibt es in Vorarlberg?
In Europa gibt es die Apis mellifera, die europäische Honigbiene, mit vielen Unterarten. In Österreich gibt es die dunkle Biene und die Karnikabiene. Viele Imker halten die Karnikabiene, einige auch die Backfarch-Biene (eine Kreuzungsbiene).
Gibt es in der Bienenzucht Kreuzungen wie bei Pflanzen?
Ja, in der Bienenzucht wird auf Gesundheit und Krankheitsresistenz geachtet, sowohl bei Unterarten als auch bei Kreuzungsbienen.
Wie geht es den Bienen in Vorarlberg?
Die Völkergröße ist vernünftig, sodass die Bestäubung gesichert ist. Die Gesundheit variiert individuell. Milde Winter und extreme Hitze im Sommer sind Herausforderungen. Imker müssen die Bienen unterstützen, wenn sie Hunger leiden.
Welche Krankheiten und Schädlinge bedrohen Bienen?
Die Varroa-Milbe ist eine klassische Bedrohung. Sie ist seit 1983 bei uns und durch milde Winter verlängert sich ihre Vermehrungsperiode. Bienenviren, die durch die Milbe übertragen werden, sind auch problematisch. Imker müssen die Bienenvölker gut beobachten und gegebenenfalls eingreifen.
Gibt es Technologien, die in der Imkerei unterstützen?
Für die Beobachtung der Varroa-Milbe ist das geschulte Imkerauge notwendig. Technologien unterstützen bisher nicht ausreichend.
Welche natürlichen Feinde haben Bienen? Gibt es eingeschleppte Arten?
Die asiatische Hornisse (Vespa velutina) steht vor den Türen Vorarlbergs. Sie wurde in Konstanz und Salzburg gesichtet. Diese Hornisse kann Honig- und Wildbienen stark bedrohen, da sie viele Bienen jagt und frisst. Monitoring ist wichtig, um sie früh zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.
Wie viel Arbeit ist die Imkerei?
Am Anfang muss man sich intensiv mit der Natur und dem Bienenvolk beschäftigen, was Jahre dauern kann. Der Zeitaufwand ist im Frühling und Sommer größer, im Winter minimal. Urlaub ist möglich, aber im Sommer eher kurz.
Wie engagiert ist der Imkerverband in der Öffentlichkeitsarbeit?
Vor allem die Vereine kooperieren mit Schulen und Gemeinden, um Kinder und Interessierte über Bienen zu informieren. Der Verband bildet vor allem Imkerinnen und Imker aus.
Wie viel kostet die Imkerei?
Für die Anschaffung von drei Völkern und der Ausrüstung sollte man mit etwa 1500 bis 2000 Euro rechnen. In gut ausgestatteten Vereinen kann man sich einige Ausrüstungen teilen.
Wie wichtig sind Partnerschaften mit Gemeinden für den Imkerverband?
Sehr wichtig. Gemeinden, die auf Insekten achten und blühende Flächen schaffen, sind wertvolle Partner.
Was kann man im Garten für Bienen tun?
Blühende Pflanzen, Sträucher, Büsche und Kletterpflanzen über das Jahr sind ideal. Auch Totholz und Steinhaufen sind nützlich, vor allem für Wildbienen.
Schmeckt man im Honig, welche Nahrungsquellen die Bienen hatten?
Ja, man kann bestimmte Pflanzen im Honig schmecken, z. B. Löwenzahn im Frühjahr oder Waldhonig an der dunkleren Farbe und dem würzigen Geschmack.
Gibt es außer Honig andere Bienenprodukte?
Ja, Blütenpollen, Propolis, Wachs und Bienengift sind weitere Produkte. Diese haben verschiedene Verwendungen, z. B. in der Medizin.
Wie funktioniert die Honigernte?
Man nimmt den Bienen den Überschuss weg, schleudert den Honig in einer Zentrifuge, siebt und klärt ihn, bevor man ihn ins Glas abfüllt und verkauft.
Müssen Imker ihren Honig testen lassen?
Müssen nicht, aber viele lassen die Qualität und Inhaltsstoffe ihres Honigs untersuchen. Das ist auch im eigenen Interesse.
Gibt es Unterstützung bei der Honigernte?
Idealerweise unterstützen die Vereine die kleineren Imkereien mit gemeinschaftlicher Nutzung von Ausrüstungen.
Haben Ihre Kinder Interesse an der Imkerei?
Das Interesse ist da, aber die Arbeit schreckt sie noch ab.
Werden Sie noch gestochen?
Ja, ab und zu, obwohl ich sanftmütige Bienen halte. Stiche tun noch weh, aber allergische Reaktionen bleiben aus.
Kann man Bienen auf Hausdächern halten?
Ja, aber man muss auf Abschattung und Wasserquellen achten. Das Material und die Utensilien müssen auch irgendwo gelagert werden.
Wo finde ich Informationen über den Imkerverband?
Auf der Homepage des Vorarlberger Imkerverbands: www.viv.at.
Ich sage recht herzlichen Dank für die vielen interessanten Informationen, die Sie uns und unseren Zuschauern gegeben haben, und wünsche alles Gute mit den Bienen.
Danke schön.
So, meine Damen und Herren, das war es wieder mit "Vorarlberg im Fokus". Wir bedanken uns für das Dabeisein und würden uns freuen, wenn Sie nächste Woche wieder einschalten, Ländle TV und VOL.AT. Schönen Abend und alles Gute.
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